Gedanken zum Sammeln von (alten) Briefmarken

Gedanken zum Sammeln von (alten) Briefmarken

Selbstverständlich kann Jeder seine Sammlung so gestalten wir er es möchte, oder das Sammeln was Ihm gefällt, Feuerwehren, Saurier, oder auch Erstausgaben alter Staaten.

Für alle Gebiete kann Folgendes gesagt werden:

Eine ungestempelte Marke ist stumm, mit einem
Stempel flüstert Sie, und auf einem Beleg spricht Sie.

Dies soll am Beispiel der ersten Sächsischen Marke, der Sachsendreier, gezeigt werden. Ohne Stempel ist erkennbar, dass mit ihr 3 Pf sächsisches Franko bezahlt wurden. Mit Stempel ist dazu erkennbar wo und wann diese Marke verwendet wurde, aber erst mit einem ganzen Beleg kann der komplette Postweg, ggf. der Absender und Empfänger dokumentiert werden.

 

 

 

Briefmarken sammeln, oder Philatelist sein.

Schon weit vor der Jahrhundertwende gab es aufwendig gestaltete Alben zur Aufbewahrung der Postwertzeichen. Damals wurden Marken und Ganzsachenausschnitte als gleichwertig angesehen, wobei manch schöner Beleg der Schere zum Opfer gefallen ist.

 

 

Um 1888 wurden die ersten Philatelisten aktiv und beendeten diesen Frevel. Sie stellten sich u.a. die Fragen, welche Stempel wurden auf welchen Marken verwendet, warum gibt es Belege mit einer Marke, und dann mit Mehrern, oder welche Farben sind unterscheidbar.

 

 

Abhängig von der Intensität mit der man sich mit seiner Sammlung beschäftigen will und kann kommt man zum Punkt an dem man sich Entscheiden muss. Möchte ich die Felder in meinem Vordruckalben füllen, Fehlstellen in meinem Katalog abhaken, oder möchte ich mehr, und beschäftige mich mit spezieller Fachliteratur die ich mir per Fernausleihe oder Internet besorgen kann, oder Postverträgen o.ä., die Spezialisten in besonderen Arbeitsgemeinschaften zur Verfügung stellen können, oder Besuche ich Archive, zu denen das Archiv für Philatelie Bonn eine erste Adresse ist. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist die Kommunikation mit Gleichgesinnten, der Wissenstransfer, die Freude und Anerkennung ein Stück im Puzzle der Postgeschichte gefunden oder wiederentdeckt zu haben der Weg des Sammlers. Der ernsthafte Philatelist setzt einen Beleg in den Kontext seiner Zeit. Wer war der Empfänger, wer der Absender, warum wurde, z.B. wegen Krieg oder Seuchen, ein anderer Beförderungsweg gewählt, ab wann gab es neue Postverträge nach den sich die Gebühren ermäßigte, u.v.a.m.          

Eine vollständige Sammlung zu erreichen kann, und wird kaum das Ziel sein, auch wenn man sich auf nur ein kleines Sammelgebiet beschränken würde. Philatelie ist Entspannung pur. Briefmarken ferner Länder laden zum Träumen ein. Pyramiden auf den Marken Ägyptens, Palmen auf  Marken der Südsee, Segelschiffe, Exotik pur.

 

 

Welche Gedanken haben Sie beim Betrachten der folgenden Belege die zu einer Zeit einen weiten Weg in ferne Länder zurückgelegt haben, als es gerade einmal die ersten Eisenbahnen neben den Postkutschen und Segelschiffen gab?

 

 

Können Sie eigentlich die Frage beantworten, zu welcher Zeit es in Ihrem Ort oder Ortsteil eine Postanstalt oder Postamt gegeben hat, und ob solche Belege von diesem Ort bekannt sind?  


Seltenheit, Beliebtheit und Wert

Die berühmteste Antwort auf diese Frage ist, Das kommt darauf an.  

Einen gewöhnlichen Brief oder eine Postkarte senden Sie im SMS und Handyzeitalter vielleicht noch aus dem Urlaub, aber eine Sendung an einen Missionar nach Sumatra? Das gewöhnlichen Sendungen und die darauf verwendeten Marken deutlich häufiger anzutreffen sind als exotische Verwendungen sind galt auch schon vor 100 Jahren. Ausnahmen sind u.a. dann gegeben, wenn z.B. seltene Stempel verwendet wurden die heute nur in wenigen Abschlägen bekannt, und sehr begehrt sind.

 

 

Ungebrauchte Marken der Inflationszeit gibt es vielfach noch in ganzen Bogen. In diesem Zeitraum haben sich die Ereignisse, Portostufen und aus den Druckereien ausgelieferten Marken und Provisorien überschlagen. Teils gab es Perioden, wo schon nach 4 Tagen das Porto erhöht wurde. Die dafür gedruckten Marken kommen echt gestempelt oder auf einem Beleg nur in geringer Anzahl vor.

 

 

 

Derartige Belege sind die „Perlen“, die man nur mit viel Fachkenntnis und Geduld entdecken kann.

 

 

Fälschungen zum Schaden der Sammler

Seltenheit und hohe Preise locken naturgemäß auch finstere Gestalten an. Mit viel Misstrauen Erfahrung, Fachliteratur und ausreichend Vergleichsmaterial auch in Form eines digitalen Bildarchivs, kann sich jeder Sammler vor finanziellem Schaden schützen. Im Zweifel hilft fachkundiger Rat.  

Hier zum Abschluss ein Beispiel der Sachsendreier.

Angeboten wurde einem Spezialisten ein Beleg, der Ihm „Komisch“ vorkam. Die Sachsendreier war eine Marke zur Frankierung von Drucksachen. Der Beleg trug Vermerke der Briefpost. Die Marke sah verlockend aus, nur war der Beleg sein Geld wert? Man muss hierzu noch wissen, dass die Anzahl der Belege deutlich geringer ist als lose Marken, somit kosten Belege deutlich mehr.

 

 

Zuerst erfolgte mit einem Überlagerungsprogramm ein Vergleich mit einer ungestempelten Marke. Ergebnis: Alle bekannten Echtheitsmerkmale sind vorhanden, es handelt sich mit großer Sicherheit um eine echte Marke. Der zweite Vergleich betraf den Stempel, Ergebnis: ebenfalls mit großer Sicherheit (auch beste Laserdrucker können nicht alle Merkmale übertragen, stark vergrößert sichtbar) echt. Eine echte ungestempelte Marke mit ähnlich hohem Handelswert mit einem falschen Stempel zu versehen macht zudem keinen Sinn.  

 

 

 

Nun begann die Archivarbeit mit der Frage, ist dieses Stück in irgendeinem Bildarchiv enthalten?
Es gab nach langem Suchen einen Treffer. Die Familie Springer hat zum Nachlass des Experten Opitz
ein Buch herausgegeben, in dem auch seine Tafeln mit Abbildungen der ihm damals Sachsendreier enthalten waren. Dort war das Stück als lose Marken abgebildet

 

 

 

Somit erklärt sich letztendlich auch, warum der Stempel der Marke nicht zum Beleg passt, um die Marke herum alte Klebespuren vorhanden sind, und das Misstrauen des Spezialisten berechtigt war.

 

 

Philatelie hat viele Facetten, und kann auch Fesselnd und Spannend sein.

Bildnachweis: eigenes Archiv
Silvio Grugel
karin-silvio-grugel@t-online.de